{"id":577,"date":"2012-12-23T15:40:12","date_gmt":"2012-12-23T15:40:12","guid":{"rendered":"http:\/\/jcmeister.de\/?p=577"},"modified":"2023-05-23T20:34:09","modified_gmt":"2023-05-23T20:34:09","slug":"standing-at-the-skys-edge-meine-cd-des-jahres","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/jcmeister.de\/standing-at-the-skys-edge-meine-cd-des-jahres\/","title":{"rendered":"“Standing at the Sky’s Edge” von Richard Hawley – (m)eine “CD of the year”"},"content":{"rendered":"\n

Vielleicht doch ein bi\u00dfchen hoch geh\u00e4ngt. Aber eine wirkliche Entdeckung war f\u00fcr mich Richard Hawley dennoch, auf den ich durch eine Konzertrezension im Oktober 2012 gesto\u00dfen bin \u2013 denn wenn man \u00fcber einen \u2018Crooner\u2019, also einen Schnulzens\u00e4nger, sowas wie dies hier liest, dann muss ich einfach zugreifen:<\/p>\n\n\n\n

\u201cSicher vor dem ewigen Regen Yorkshires hat Richard Hawley in den Sheffielder Yellow Arch Studios ein Album aufgenommen, das \u2013 anders als das Leben, von dem es handelt \u2013 in jeder Sekunde h\u00e4lt, was es verspricht: dass einmal, und sei es in der Kunst, alles aus einem Guss sein m\u00f6ge. \u201cTruelove\u201ds Gutter\u201d ist ein unaffektiertes, unzeitgem\u00e4\u00dfes und deshalb vollkommen zeitloses Album. Man steigt aus dieser CD, die eine einzige gro\u00dfe Geschichte erz\u00e4hlt von einem Mann, seiner Frau, seinen Freunden und der trostspendenden Kraft der Kunst, nicht einfach aus. Und man wird diese gro\u00dfen Songs auch gar nicht mehr los.\u201d <\/em><\/p>\n\n\n\n

Das ist jetzt nicht aus der Rezension und bezieht sich auch nicht auf Standing at the Sky’s Edge<\/em>, sondern stammt aus dem SZ-Artikel von Alexander Gorkow<\/a> aus Anlass des Erscheinens der CD Truelove’s Gutter<\/em> vom 20.09.2009. Tats\u00e4chlich h\u00f6rt sich Hawley auf Truelove’s Gutter<\/em> schon im ersten Song an wie eine Art doppelt weichgesp\u00fclter Roy Orbison. Dass es dann aber dennoch nicht schnulzig wird, verdankt sich den intelligenten Texten (O-Ton Gorkow: \u201cRichard Hawley ist Brite, also deprimiert im besten Sinne.\u201d Das trifft\u2019s genau\u2026) und der subtilen Orchestrierung, die mit \u00dcberraschungen aufzuwarten hat, die von Ligeti-Hintergrund-Einsprengseln \u00e0 la \u201c2001 Odyssee im Weltraum\u201d bis zum pl\u00f6tzlichen Aufdrehen zu einer Phil Spector-m\u00e4\u00dfigen \u201cWall of Sound\u201d reichen, die einen einfach wegbl\u00e4st (und die mith\u00f6renden Nachbarn auch; tough luck; dient ja einer guten Sache. Eben KUNST.)<\/p>\n\n\n\n

Nun gut, das h\u00f6re ich mir also ein paar Mal an im Verlaufe einiger Wochen; passt zur immer tr\u00fcber werdenden Jahreszeit \u2013 intelligente Melancholie gepaart mit unergr\u00fcndlich grundlosem Durchhaltewillen, nein, nicht grundlos, denn da bleibt trotz allem noch \u201ctrue love\u201d. Worauf der Titel der CD aber nur sekund\u00e4r Bezug nimmt; tats\u00e4chlich verdankt er sich einem Stra\u00dfennamen in Sheffield, der wiederum auf einen Mr.Truelove rekuriert, der als Wirt von den Anwohnern, die ihren Dreck in die Gosse, den \u201cgutter\u201d sch\u00fctteten, einen Zoll erhoben haben soll. Der Titel ist also so eine Art private joke<\/em>, britisch \u2013 s.o..<\/p>\n\n\n\n

Nach dem vielleicht f\u00fcnften Mal Anh\u00f6ren steigt dann aber doch allm\u00e4hlich eine Frage in mir auf: ist das jetzt Hawleys \u2018Fach\u2019, dieser intelligent gebrochene, postmodern gewendete Roy Orbison-Widerg\u00e4nger? Oder ist da noch mehr? Der Mann war ja immerhin mal Gitarrist bei \u201cPULP\u201d. Ich lese ein bi\u00dfchen \u00fcber ihn nach \u2013 und lade mir dann das neue Album \u201cStanding at the Sky\u2019s Edge\u201d herunter, Programm laut Hawley: \u201c\u201eIch wollte unbedingt weg von dieser Orchestrierung der bisherigen Alben und einfach eine Live-Scheibe einspielen mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Raketenget\u00f6se!\u201c Und das gibt\u2019s nun wirklich vom Feinsten, sublimes Raketenget\u00f6se, wie ich eigentlich schon am 29.4.2012 im Curt-Magazin<\/a>  h\u00e4tte vor-lesen k\u00f6nnen:<\/p>\n\n\n\n

Schon der erste Titel \u201eShe brings the sunlight\u201c macht klar: Es gibt nur einen, der den ehemaligen PULP-Gitarristen toppen kann \u2013 er selbst. Es beginnt psychedelisch mit sanft-schmeichelnden Sitars, dann bauen sich Gitarrenw\u00e4nde aus roughen Soli auf, und \u00fcber allem schwebt der intensive, Skrotum zusammenziehende Bariton von Hawley \u2013 Musik f\u00fcr M\u00e4nner des 21. Jahrhunderts.\u201d<\/em><\/p>\n\n\n\n

Auch in Standing at the Sky\u2019s Edge<\/em> findet Hawley nach 3, 4 St\u00fccken gelegentlich wieder zum Orbison-Sound zur\u00fcck; kein Wunder bei der Stimme. Aber es ist dieser erstaunliche Kontrast, der das Ganze zum Genuss macht. Kaufen, H\u00f6ren. Warum nicht gleich jetzt – es ist das beste Randgruppenerlebnis, dass man sich w\u00fcnschen kann!<\/p>\n\n\n\n

Vielleicht doch ein bi\u00dfchen hoch geh\u00e4ngt. Aber eine wirkliche Entdeckung war f\u00fcr mich Richard Hawley dennoch, auf den ich durch eine Konzertrezension im Oktober 2012 gesto\u00dfen bin \u2013 denn wenn man \u00fcber einen \u2018Crooner\u2019, also einen Schnulzens\u00e4nger, sowas wie dies hier liest, dann muss ich einfach zugreifen:<\/p>\n\n\n\n

\u201cSicher vor dem ewigen Regen Yorkshires hat Richard Hawley in den Sheffielder Yellow Arch Studios ein Album aufgenommen, das \u2013 anders als das Leben, von dem es handelt \u2013 in jeder Sekunde h\u00e4lt, was es verspricht: dass einmal, und sei es in der Kunst, alles aus einem Guss sein m\u00f6ge. \u201cTruelove\u201ds Gutter\u201d ist ein unaffektiertes, unzeitgem\u00e4\u00dfes und deshalb vollkommen zeitloses Album. Man steigt aus dieser CD, die eine einzige gro\u00dfe Geschichte erz\u00e4hlt von einem Mann, seiner Frau, seinen Freunden und der trostspendenden Kraft der Kunst, nicht einfach aus. Und man wird diese gro\u00dfen Songs auch gar nicht mehr los.\u201d <\/em><\/p>\n\n\n\n

Das ist jetzt nicht aus der Rezension und bezieht sich auch nicht auf Standing at the Sky’s Edge<\/em>, sondern stammt aus dem SZ-Artikel von Alexander Gorkow<\/a> aus Anlass des Erscheinens der CD Truelove’s Gutter<\/em> vom 20.09.2009.  Tats\u00e4chlich h\u00f6rt sich Hawley auf Truelove’s Gutter<\/em> schon im ersten Song an wie eine Art doppelt weichgesp\u00fclter Roy Orbison. Dass es dann aber dennoch nicht schnulzig wird, verdankt sich den intelligenten Texten (O-Ton Gorkow: \u201cRichard Hawley ist Brite, also deprimiert im besten Sinne.\u201d Das trifft\u2019s genau\u2026) und der subtilen Orchestrierung, die mit \u00dcberraschungen aufzuwarten hat, die von Ligeti-Hintergrund-Einsprengseln \u00e0 la \u201c2001 Odyssee im Weltraum\u201d bis zum pl\u00f6tzlichen Aufdrehen zu einer Phil Spector-m\u00e4\u00dfigen \u201cWall of Sound\u201d reichen, die einen einfach wegbl\u00e4st (und die mith\u00f6renden Nachbarn auch; tough luck; dient ja einer guten Sache. Eben KUNST.)<\/p>\n\n\n\n

Nun gut, das h\u00f6re ich mir also ein paar Mal an im Verlaufe einiger Wochen; passt zur immer tr\u00fcber werdenden Jahreszeit \u2013 intelligente Melancholie gepaart mit unergr\u00fcndlich grundlosem Durchhaltewillen, nein, nicht grundlos, denn da bleibt trotz allem noch \u201ctrue love\u201d. Worauf der Titel der CD aber nur sekund\u00e4r Bezug nimmt; tats\u00e4chlich verdankt er sich einem Stra\u00dfennamen in Sheffield, der wiederum auf einen Mr.Truelove rekuriert, der als Wirt von den Anwohnern, die ihren Dreck in die Gosse, den \u201cgutter\u201d sch\u00fctteten, einen Zoll erhoben haben soll. Der Titel ist also so eine Art private joke<\/em>, britisch \u2013 s.o..<\/p>\n\n\n\n

Nach dem vielleicht f\u00fcnften Mal Anh\u00f6ren steigt dann aber doch allm\u00e4hlich eine Frage in mir auf: ist das jetzt Hawleys \u2018Fach\u2019, dieser intelligent gebrochene, postmodern gewendete Roy Orbison-Widerg\u00e4nger? Oder ist da noch mehr? Der Mann war ja immerhin mal Gitarrist bei \u201cPULP\u201d. Ich lese ein bi\u00dfchen \u00fcber ihn nach \u2013 und lade mir dann das neue Album \u201cStanding at the Sky\u2019s Edge\u201d herunter, Programm laut Hawley: \u201c\u201eIch wollte unbedingt weg von dieser Orchestrierung der bisherigen Alben und einfach eine Live-Scheibe einspielen mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Raketenget\u00f6se!\u201c Und das gibt\u2019s nun wirklich vom Feinsten, sublimes Raketenget\u00f6se, wie ich eigentlich schon am 29.4.2012 im Curt-Magazin<\/a>  h\u00e4tte vor-lesen k\u00f6nnen:<\/p>\n\n\n\n

Schon der erste Titel \u201eShe brings the sunlight\u201c macht klar: Es gibt nur einen, der den ehemaligen PULP-Gitarristen toppen kann \u2013 er selbst. Es beginnt psychedelisch mit sanft-schmeichelnden Sitars, dann bauen sich Gitarrenw\u00e4nde aus roughen Soli auf, und \u00fcber allem schwebt der intensive, Skrotum zusammenziehende Bariton von Hawley \u2013 Musik f\u00fcr M\u00e4nner des 21. Jahrhunderts.\u201d<\/em><\/p>\n\n\n\n

Auch in Standing at the Sky\u2019s Edge<\/em> findet Hawley nach 3, 4 St\u00fccken gelegentlich wieder zum Orbison-Sound zur\u00fcck; kein Wunder bei der Stimme. Aber es ist dieser erstaunliche Kontrast, der das Ganze zum Genuss macht. Kaufen, H\u00f6ren. Warum nicht gleich jetzt – es ist das beste Randgruppenerlebnis, dass man sich w\u00fcnschen kann!<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Vielleicht doch ein bi\u00dfchen hoch geh\u00e4ngt. Aber eine wirkliche Entdeckung war f\u00fcr mich Richard Hawley dennoch, auf den ich durch eine Konzertrezension im Oktober 2012 gesto\u00dfen bin \u2013 denn wenn man \u00fcber einen \u2018Crooner\u2019, also einen Schnulzens\u00e4nger, sowas wie dies hier liest, dann muss ich einfach zugreifen: \u201cSicher vor dem ewigen Regen Yorkshires hat Richard […]<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":0,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[],"class_list":["post-577","post","type-post","status-publish","format-standard","hentry","category-uncategorized"],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/577","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=577"}],"version-history":[{"count":19,"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/577\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":2312,"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/577\/revisions\/2312"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=577"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=577"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/jcmeister.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=577"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}