Postdramatische Pan-Semiotisierung

Gestern abend “Faust I” in der Inszenierung von Nicolas Stemann vom 21.08.2011 in Salzburg auf DVD gesehen. Himmel, wer hat diese Aufnahme verbrockt… oder hat das jemand heimlich gefilmt? – Na ja, passt eigentlich ja gerade wegen der technischen Mängel hervorragend ins Inszenierungskonzept, denn es zieht dem  Spektakel dann gleich noch eine distanzierende Ebene ein.

Umwerfend ist natürlich die schauspielerische Leistung, allen voran Sebastian Rudolph – vielleicht ist sie sogar so blendend, dass sie den genau genommen doch ziemlich abgegriffenen Inszenierungsklamauk einfach vergessen macht. Ein gerüttelt Maß Polymedialität hier, ein paar Zeitschleifen da, dann die Projektion mehrerer Figuren auf eine: alles schon dagewesen. Aber man sollte fairerweise auch zugestehen: das schafft natürlich erst die Plattform, auf der z.B. Sebastian Rudolph und Philipp Hochmair gleich mehrere pas de deux hinlegen können, die es in sich haben!

Das eigentlich Problematische an der ganzen Sache ist für mich das schlichte Zuviel. Die Inszenierung schüttet den Betrachter mit Bedeutsamkeiten zu – aber sie entfaltet keine Deutungsmöglichkeit, sondern sie zieht sich auf den Thomas Mannschen Gestus intelligenter Ironie zurück. So wird das Stück zu einer Bricolage umfunktioniert, und am Ende freuen wir uns, mal wieder erkannt zu haben, dass Sinnstiftung eine im Prinzip unmögliche Sache ist, und dass wir das begriffen haben, worüber wir uns dann gleich nochmal freuen, und so weiter ad infinitum. Wie beinahe alle auf Selbstreflektion fixierten Gegenwartskünste gerät auch das sog. ‘postdramatische Theater’ schnell zu einer ästhetische Kapitulationserklärung gegenüber dem eigentlichen Auftrag von Kunst: aisthesis, also ein Anders-Sehen und Anders-Fühlen zu ermöglichen. Dieses Projekt bezieht seine Berechtigung jedoch nur aus dem Sich-Einlassen auf ein Repräsentiertes, auf ein Außen der Kunst – und genau davor drückt sich die Selbstreflektion, wenn sie zum Programm erhoben wird. Diese Ästhetik eskamotiert unsere Umwelt hinweg und wirft uns auf uns selbst zurück. So flottieren wir dann als sensualistisch-intellektualistisch hochsensibilisierte Monaden der Postmoderne durch das Universum der literarischen Texte, der Theateraufführungen, der Performances usw. usf.., und das einzige ‘Außen’ ist bestenfalls noch ein intertextueller Anknüpfungspunkt. Alles aber, was gezeigt und erzählt wird, scheint dennoch irgendwie bedeutungshaft: Signifikanten ohne Ende – das “Reich der Zeichen” (Barthes) hat uns verschluckt.

Und keinem fällt auf, dass das ganze Programm in seiner Machart zutiefst archaisch ist: denn indem wir Allem und Jedem Bedeutungen einschreiben (der “Haut”, dem “Körper”), ist wieder alles zum Zeichenträger geworden. Willkommen zurück in der pan-semiotisierten Welt des Mythos!  Woran es uns entschieden mangelt, ist das Bedeutungslose – und der Mut, es zu ertragen und als notwendiges Gegenstück des Bedeutungshaften anzunehmen. Denn auch Sinn und Bedeutung bedürfen eines Anderen; als Allbegriffe ohne Widerpart sind sie: sinn-los.

Tüte Deutsch


Zurück im akademischen Leben und bei der Lektüre von Klausuren erwischt es mich mal wieder kalt: Es gibt Formulierungen, die wenn ich sie lese lösen die so ein stechendes Gefühl über der linken Schläfe aus. Hier gleich noch zwei davon:

1.) Reflexivpassiv. Das entwickelt sich von “Im Folgenden wird von mir untersucht werden…” (normales Passiv) über “Im Folgenden wird untersucht werden…” (OK; wenn auch schon etwas gestelzt) bis zu “Im Folgenden wird sich befasst werden mit …” (autschautsch – wer oder was befasst sich hier mit was oder wem?) bis zur verschwiemelten Pseudo-Wissenschaftsspreche “Es wird sich befasst werden mit…” Es darf sich von mir geschaudert werden!

2.) Doppelte Anzeige der indirekten Rede: “Meister zufolge sei das Reflexivpassiv eine sprachliche Unart, die sich mit logopädischer Zwangsbehandlung abgestellt werden müsse.” – Entweder ‘zufolge’ ODER ‘sei’ = Konjunktiv, aber NICHT beides in einem Satz. “Meister zufolge ist (…)” reicht, um klar zu machen, dass die Behauptung auf Meisters Kappe geht. Oder aber es muss heißen: “Meister behauptet, das Reflexivpassiv sei …” – also ein Verb, das eine konkrete Sprechhandlung (behaupten, sagen, feststellen usw.) bezeichnet + Konjunktiv I. Aber NICHT eine sog. ‘Postposition’ (halber, wegen, willen, zufolge), die ihrerseits ja schon eine logische oder rhetorische Relation benennt, und dann noch ein Konjunktiv obendrauf!!!

Der Grammatik zufolge sei sich beides grober Sprachunfug – vom Sprachgefühl mal ganz zu schweigen. Weiß Bescheid?

Finished the Dr.Evil and Karoo to Coast 2012!Am Ziel!

What a marvellous third day of the Dr.Evil race! In perfect conditions we set out at 7:30 in the second starting group – and this as well as the training on the previous two days seems to have helped: without really pushing hard I managed to slice off a good half hour compared to last year’s result for the Karoo to Coast, finishing in 5h 19 sec (thanks to Racetec for electronic timing).

Was für ein fantastischer dritter Tag des Dr. Evil Radrennens! Topfit fuhren wir um 7:30 im zweiten Startteam los. Die Startposition mag ebenso geholfen haben wie die zwei vorangegangenen Trainingstage. Ohne Überanstrengung schaffte ich die Strecke in 5 Stunden 19 Minuten (Dank „Racetec“ elektronisch nachvollziehbar), einer halben Stunde weniger als im letzten Jahr beim „Karoo to Cost“-Rennen.

Schreit das nach einer Wiederholung? Continue reading

Day 2 of the Dr.Evil MTB RaceTag 2 des Dr. Evil Mountainbikerennens

Finished day two in 6:30 – this was a hard, but spectacular 85 km! We crossed the Keurbooms River three times (and I managed to drop my front wheel into a deep hole at the first ford and flew over the handlebar and into the water). The winner did this course in an unbelievable 4 hours flat!

Tonight the sleepy Karoo town of Uniondale is all abuzz with some 3500 cyclists who have entered for the Karoo to Coast, the 100 km section that is also the last stage of the Dr.Evil. After a hard first day that was much tougher than what I had expected and a second day that was much longer, tougher, but somehow much better for me let’s see what day three will turn out to be!

Tag 2 in 6,5 Stunden geschafft – harte aber spektakuläre 85km! Wir überquerten den Keurbooms-Fluss drei Mal (und ich schaffte es mein Vorderrad in der ersten Furt in ein tiefes Loch zu manövrieren, sodass ich über den Lenker ins Wasser flog). Der Gewinner schaffte das Rennen in schier unglaublichen 4 Stunden!


Heute Nacht wird Karoo, ein verschlafener Ortsteil Uniondales, von ca. 3500 Radfahrern zum Brummen gebracht, die sich alle auf „Karoo to Cost“, den letzten Abschnitt des Dr. Evil Radrennens vorbereiten. Nach einem ersten Tag, der sich als viel anstrengender entpuppte als ich erwartet hatte, und einem zweiten Tag, der viel länger, anstrengender, aber irgendwie auch viel besser für mich war, bin ich gespannt, was der dritte Tag für uns bereithält.

Last long rideLetztes Training

4 days to go to the Dr.Evil….  did my last long training ride yesterday; 82 kms in real summer heat (29 Celsius). Luckily there was some shade in the forest and I did my usual circle anti-clockwise, which meant that I didn’t have to go up Gouna Pass.

Now why bother – and why am I smiling so much about it? Well, look at the profile map here and imagine going the last 20 kms in reverse: it’ll be a 500m climb.

Nur noch vier Tage bis zum Dr. Evil Radrennen. Gestern habe ich mein letztes Training absolviert; 82km in richtiger Sommerhitze (29° Celsius). Zum Glück gab es im Wald etwas Schatten. Außerdem habe ich meine Runde wie immer gegen den Uhrzeigersinn gedreht, sodass ich wenigstens den Gouna Pass nicht hochfahren musste.

Ok, warum erzähle ich das und warum muss ich so sehr darüber schmunzeln? Ein Blick auf die Profilkarte zeigt’s. Stellt euch vor, wie es wäre die letzten 20km in die andere Richtung zu fahren. Man müsste eine Steigung von 500m bewältigen…